Äpfel der Erinnerungen

25.08.2019

Rettung regionaler Obstsorten 

In Zusammenarbeit mit einem Gärtner kartierten und beschrieben wir ca. Hundert Apfelbäume im Geopark, die stillen Zeugen der längst vergangenen Zeiten auf dem Gebiet der verschwundenen Dörfer.

Was ist eine alte Sorte?

Für alte Sorten werden diejenigen gehalten, deren Entstehung und vor allem Verbreitung in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg erfolgte. Nach 1945 begann die Ära einer intensiven, gezielten Veredelung, welche die heutzutage üblichen Obstsorten hervorbrachte. Die regionalen Sorten sind häufig sehr spezifisch, da sie früher auf einem kleinen Gebiet verbreitet wurden, aber sich damals einer großen Bedeutung erfreuten. Gerade im ehemaligen Sudetenland befinden sich bis heute zahlreiche alte Bäume, deren Sorten man kaum noch bestimmen kann. Jede solche halbvergessene Sorte ist eine Art Original und hat ihren spezifischen Geschmack, Geruch und Form.

Wo kamen die Apfelbäume in Ralsko her?

Das Gebiet des Geoparks Ralsko war einst eine prosperierende Region mit zahlreichen malerischen, selbständigen, zwischen Wäldern und Feldern zerstreuten, kleinen Dörfern. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde jedoch dieses historische Bild der Kulturlandschaft durch die Anwesenheit von drei Armeen - der Wehrmacht (1938-45), der Tschechoslowakischen Volksarmee (1947-1968) und der Sowjetischen Armee (1968-1991) - massiv beeinträchtigt. Infolge dieser Entwicklung wurde die Mehrheit der Zivilbevölkerung aus diesem Gebiet ausgesiedelt und mehr als 20 Ortschaften verschwanden gänzlich von der Bildfläche. Ehemalige Häuser, Bauernhöfe, Kirchen - das alles diente den Soldaten als Übungsziele, geblieben sind nur die leere Landschaft und neue, für militärische Zwecke errichtete Gebäude. Nach dem Abzug des Militärs begann die Sanierung der zerstörten Teile der Landschaft, das Räumen der Munition, der chemischen Stoffe und der nicht verwendbaren Gebäude. Die Natur gewann Schritt für Schritt die Oberhand in der Region zurück und auch die letzten Spuren der ehemaligen Siedlungen verschwinden. Die Zeugen der ehemaligen Siedlungen findet man heute noch an ihrem Ort: die alten Apfelbäume.

Obstbäume und insbesondere Apfelbäume waren früher das Aushängeschild jedes Landwirtes. Unter dichtbelaubten Bäumen wurde Heu getrocknet, Vieh geweidet oder sogar Gemüse gepflanzt. Apfelbäume boten im Sommer den wertvollen Schatten und das ganze Jahr über Heimat für Vögel, Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten. Alte Landwirte wussten genau, welche Äpfel gleich zu verzehren sind und welche sie für den Winter im Keller lagern sollten. Übrigens wurden früher Äpfel reifen gelassen und weich gegessen, weil die Menschen häufig schlechte Zähne hatten. In vergangenen Zeiten spielten Äpfel auch eine größere Rolle in der Küche und deren Nutzung war vielfältiger als heute. Unsere Vorfahren trockneten, pressten, goren, kochten oder backten Äpfel, jede Sorte eignete sich am besten für etwas Anderes.

Entdecken Sie den Zauber alter Apfelsorten und retten Sie damit ein Stück Kulturerbe.

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